Vizepräsident des LJV Sachsen zweifelt an Jägern

Fehlschuss aus dem Freistaat

Im aktuellen Editorial der Zeitschrift „Sachsenjäger“, dem offiziellen Mitteilungsblatt des Landesjagdverbandes Sachsen, hat sich dessen Vizepräsident Wilhelm Bernstein zur Anzahl der Jäger im Freistaat und zu deren Beweggründen des Jagdscheinerwerbs geäußert. Was dabei herauskam, ist ein inakzeptables Positionspapier gegen Legalwaffenbesitzer, das nicht unwidersprochen bleiben darf.

Im Editorial des offiziellen Mitteilungsblattes fordert Sachsens LJV-Vizepräsident unter anderem die Pflichtmitgliedschaft in einer anerkannten Vertretung der Jägerschaft. Der BZL lehnt diese und weitere darin gestellte Forderungen kategorisch ab

Wörtlich schreibt Bernstein: „Stellt sich die Frage: Sind alle Jagdscheininhaber tatsächlich Jäger? Oder ist es der leichteste Weg, recht unproblematisch an Waffen und Munition zu kommen?“ Als wäre solcher Tobak nicht schon stark genug, kritisiert der Vizepräsident anschließend, dass Jäger – anders als Sportschützen – ihr Bedürfnis nicht ständig nachweisen müssten und unterstellt einer großen Zahl von Jägerinnen und Jägern im Freistaat, dass sie die Jagd nicht praktisch ausüben würden, keine Weiterbildung erführen und schließt mit der Frage, ob „wir“ (wen immer er damit meint) es daher zulassen könnten, dass sie Waffen und Munition besitzen.

Was den Vizepräsidenten des LJV zu einem solchen Rundumschlag bewogen hat, scheint sich zwei Absätze später aufzulösen. Denn da fordert Bernstein unverhohlen, dass für die Jäger eine Mitgliedschaft in einer anerkannten Vertretung der Jägerschaft Pflicht sein sollte, also wohl offensichtlich im Landesjagdverband Sachsen. Zu erklären versucht er dies dann mit Argumenten wie Weiterbildung, Schießtraining, Kenntnis der UVV sowie des Lebensmittelrechts, ohne zu reflektieren, dass auch ein nicht in einem Verband organisierter Mensch sich derlei Kenntnisse aneignen kann.

Noch befremdlicher wird es, als Bernstein zur künftigen „Sicherung des legalen Waffenbesitzes“ dazu auffordert, über [Zitat] „mögliche und/oder notwendige Maßnahmen zu diskutieren“. Dass er dabei aber ausschließlich auf die ihm missliebigen „Nicht-LJV-Mitglieder“ zielt, offenbart er mit folgendem Satz: „Ich habe Angst davor, dass uns, allein in Sachsen, aus den ca. 9.000 nicht organisierten Jagdscheininhabern, mit einem unbekannten Bestand an Waffen ein Problem erwächst.“ Diese unerträgliche Unterstellung, dass es sich bei den 9.000 Menschen in irgendeiner Weise um „Gefährder“ handeln könnte, ist eines hohen Jagdverbands-Funktionärs unwürdig.

Der BZL verwehrt sich mit Nachdruck gegen eine derartige Diskreditierung gesetzestreuer Legalwaffenbesitzer und lehnt Herrn Bernsteins Forderungen kategorisch ab. Denn die von uns herausgefilterten relevanten Zahlen für das Bundesland Sachsen belegen nämlich nicht nur deutlich, dass die Äußerungen des LJV-Vizepräsidenten jeglicher Grundlage entbehren, sondern zeigen auch auf, welches eigentliche Problem durch diesen Vorstoß offensichtlich gelöst werden soll.

Im Freistaat Sachsen ist die Zahl der Jagdscheininhaber von 2022 auf 2023 um 2,17 % und von 2023 auf 2024 um 2,85 % gestiegen, die Zahl der privaten Waffen- oder Waffenteilbesitzer jedoch nur um 0,94% bzw. 1,46%, die Zahl der Waffen nur um jeweils 1,63%. Dabei sind bei den Zahlen zu „Waffenbesitzern“ und „Waffen“ auch neu hinzugekommene Sportschützen sowie Käufe durch „Altjäger“ oder „Altschützen“ enthalten. Von einer „Schatten-Bewaffnung durch Pseudo-Jäger“ kann also keine Rede sein. Von einem besorgniserregenden Mitgliedermangel im LJV Sachsen aber sehr wohl. Gerade einmal 30 % der Jägerinnen und Jäger sind dort Mitglied. Im Vergleich zu Thüringen (54 %), Mecklenburg-Vorpommern (63 %), Sachsen-Anhalt (69 %) und Brandenburg (74 %) ein desaströser Wert, den der Vizepräsident nun offensichtlich durch eine Zwangsmitgliedschaft heilen will. Doch diese Rechnung geht nicht auf, denn der Dachverband DJV – zugleich Mitglied im Vorstand des BZL – hat sich bereits zu Wort gemeldet und unmissverständlich klar gemacht, dass es im DJV keinerlei Pläne oder Bestrebungen für eine Pflichtmitgliedschaft gibt. Vielmehr müsse es Ziel der Landesjagdverbände sein, Jägerinnen und Jäger durch gute Leistungen und Angebote von einer Mitgliedschaft zu überzeugen.

Der Landesjagdverband Sachsen sollte sich daran ein Beispiel nehmen und als erste gute Leistung für eine unmissverständliche Richtigstellung der in diesem Editorial getätigten Aussagen sorgen. Denn ohne eine solche werden nicht nur die 9.000 durch den Vizepräsidenten an den Pranger gestellten sächsischen Jägerinnen und Jäger dem Verband weiterhin fernbleiben, sondern auch diejenigen austreten, die weder Pflichtmitglieder sein wollen noch den von Herrn Bernstein geplanten Zwangs- und Kontroll-Apparat akzeptieren.

Das komplette Editorial im Sachsenjäger